Pawel Huelle: Weiser Dawidek
Dawideks Eltern sind aller Wahrscheinlichkeit nach von den Nazis umgebracht
worden, der Großvater zieht den Jungen auf. (Es ist noch nicht mal
sicher, dass es sein Großvater ist.) Eine jüdische Gemeinde gibt
es nicht mehr, der alte Jude Weiser lebt zurückgezogen. Ob er verbittert,
ängstlich, misstrauisch ist, das erfährt der Leser nicht, denn
der Roman ist aus der Sicht eines Jungen geschrieben, der Leser erfährt
nur, dass der Junge Angst vor dem Alten hat.
Dawidek hat seinem Großvater viel Wissen zu verdanken, aber wohl auch
seine Scheu. Dawidek hat keine Freunde, er geht in den Ferien nicht baden
wie die anderen. Dass sie beginnen, auf ihn aufmerksam zu werden, liegt
überhaupt nur daran, dass die Bucht verseucht ist und sie in den Ferien
woanders spielen müssen. Dawidek ist ein Einzelgänger, der stets
auf Distanz achtet und nur mit anderen Kindern spielen kann, indem er sie
zuschauen lässt. Erst als er sich bewundert sieht, lässt er sie
mitmachen, aber die Regeln bestimmt weiterhin er. Nur mit Elka ist er ständig
zusammen, sie bewundert ihn aber auch vorbehaltlos. Warum er sich immer
so gefährliche Spiele ausdenkt, darüber kann nur spekuliert werden.
Gefährlich sind nicht nur die Waffen, sondern auch die Begegnung mit
dem Panther, der Aufenthalt auf dem Flugplatz, das Gehen über glühende
Kohlen. Die Jungen sind natürlich fasziniert.
Der Erzähler ist auch als Erwachsener noch fasziniert, denn er denkt
nicht daran, dass Dawidek, der in den Ferien nicht baden geht wie die anderen
und möglicherweise nicht mal schwimmen kann, auf dem glitschigen, schmalen
Pfad im Tunnel ganz einfach abgerutscht und im Fluss ertrunken sein könnte.
Das ist doch naheliegend, zumal auch Elka, die früher immer in den
Ferien in der Bucht gebadet hat, beinahe ertrunken wäre. Von den zuständigen
Behörden ist keine Aufklärung zu erwarten, denn die haben sich
auch ohne genauere Untersuchung bereits festgelegt, wie es passiert sein
muss. Aber das ist ein anderer Aspekt des Romans: die Unfähigkeit und
die Verlogenheit der Behörden. Dies wird sehr ausführlich auf
einer anderen Website beleuchtet (siehe Links zum Buch).
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